Schottland - kein alltägliches Revier

Veröffentlicht am 23. September 2018 um 10:00

Schottland unter Segeln zu bereisen ist für Viele vielleicht nicht naheliegend. Zwei Dinge kann ich gleich vorweg nehmen: Das Revier ist nicht überlaufen und man sollte sich mit den Angaben zur Wassersäule seiner Kleidung beschäftigen.

 

Ziel dieses Advanced Skipper Trainings war das Einbringen aller bisher erworbenen Kenntnisse zu Gezeiten- und Starkwind-Revieren mit der Besonderheit der Ansteuerung von unbekannten Häfen. Selbstverständlich wollten alle auch das Land erkunden. Land und Leute kennen zu lernen sollte also auch nicht zu kurz kommen.

 

Die Anreise: Als Startpunkt war Oban gesetzt. Am einfachsten erreicht man dies über einen Flug direkt oder über LHR nach Glasgow. Glasgow selbst ist auch schon einen Kurztrip wert.

Von Glasgow nach Oben gibt es eine Bahn- und eine Busverbindung. Wir wählten den Bus und hatten eine etwa 3-stündige Fahrt durch eine wildromantische Landschaft vor uns.

 

Zum Ablauf des Törns: Basierend auf der Kurz- und Mittelfrist-Prognose der verfügbaren Wetterdaten legten wird die grobe Route fest. Innerhalb dieses Rahmens hat jeder Teilnehmer eine Tagesetappe zu einem Ort seiner Wahl geplant und als Skipper of the Day durchgeführt.

Raus aus Oban durch den Sound of Mull ist nur ein kurzer Schlag. Belohnt wird man mit dem idyllischen Hafenstädtchen Tobermory.

Unser Weg führte uns weiter in den Norden, über Mallaig zur Isle of Skye. Spätestens ab hier ist man, zumindest zur See, recht allein unterwegs. Man arrangiert sich mit der Berufsschifffahrt in den spärlichen Häfen oder ankert in gut geschützten Lochs.

Der allseits beliebte und bekannte Reeds gibt in der Abgelegenheit der Hybriden nicht mehr allzu viel her. Um Details und notwendige Infos zu dieser Region zu erhalten empfehle ich die Publikationen vom Clyde Cruising Club. Das sind, je nach Region, etwas über 30 Pfund. Diese sind aber wirklich gut investiert. 

Übrigens müssen es nicht unbedingt die berühmten Sandstrände von Barra sein. Je nach Wind und Wetter gibt es schöne Ankerbuchten vor Stränden auf Eigg, Coll und Tiree. Vom Baden ist nicht nur wegen der Temperatur, sondern wegen der Strömung abzuraten.

Unsere Reise führte uns, wir sind alle dem Whiskey nicht abgeneigt, auch nach Islay. Hier ist die vielleicht größte Dichte an bekannten Destillieren zu finden ist. Ardbeg, Bowmore, Bruichladdich, Bunnahbhain, Caol Ila, Kilchoman, Lagavulin, Laphroaig. Aus persönlicher Erfahrung kann ich die Führung bei Ardbeg empfehlen.

Aufgrund des Verkehrs-trennungsgebietes ging es ganz knapp am Mull of Kintyre Lighthouse vorbei Richtung Süden. Hier empfiehlt es sich, den Hinweis über den sicheren Abstand zur Küste und die Begrenzung des TSS im Auge zu behalten.

 

Die Einfahrt bis zur Belfast Harbour Marina ist lange, belohnt wird man aber dadurch, dass man in unmittelbarer Reichweite der Altstadt liegt. Alternativ ist die sehr gut ausgebaute Marina von Bangor zu empfehlen. 

Der Carlingford Lough ist die Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland.

Der wild romantische "Hafen" von Carlingford bot uns ein willkommenes Etappenziel auf unserem Weg nach Süden. Empfehlenswert zum einen, weil die Ansteuerung inkl. Einfahrt ein Erlebnis ist, zum anderen, weil in dem kleinen Ort eine unglaubliche Dichte von Lokalen angesiedelt ist. Etwas über 1000 Einwohner und ein Nachtleben welches auf ein großes Einzugsgebiet schließen lässt.

In Dublin lagen wir in der Marina von Dun Laoghaire Harbor. Von hier gibt es eine Schnellbahn-Verbindung ins Zentrum. Fahrtzeit ist ca. 40 Minuten.

Zum Revier ist grundsätzlich zu sagen, dass es bezüglich des Wetters ein durchaus herausforderndes Revier ist. Definitiv nichts für schwache Mägen (Wind und Welle sind fast immer ausrechend vorhanden). Das Wetter ist durchwachsen, aber so wie es annähernd täglich Regen gibt, gibt es auch Sonnenschein. Eine ordentliche Ausrüstung für Mensch und Schiff ist unbedingt notwendig.

In Häfen und Marinas (so es welche gibt) sollte man sich stets vorher telefonisch oder per Funk anmelden.